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Tigre – wo Buenos Aires sein Wochenende verbringt

Rund 30km vom Stadtzentrum von Buenos Aires entfernt liegt die Stadt Tigre. Mit dem Zug ist man in weniger als einer Stunde dort, was Tigre zu einem optimalen Ausflugsziel macht. Das finden auch viele Menschen hier in Buenos Aires, an den Wochenenden wird die Stadt regelrecht gestürmt. Ich war unter der Woche dort und hab mir angeschaut was man in Tigre alles unternehmen kann.

Die Promenade von Tigre Tigre liegt direkt am Delta des Rio Paraná, dementsprechend ist der Wassersport sehr beliebt. Es gibt mehrere Ruderclubs und wer mutig ist kann ein Ruderboot oder Kajak mieten, um die unzähligen Inseln des Flussdeltas zu erkunden. Für junge und junggebliebene gibt es einen Wasserpark sowie einen Vergnügungspark.

Ein Riesenrad gibt’s auch Wer lieber motorisiert unterwegs ist, kann das Delta mit einem Motorboot besichtigen. Dabei hat man die Wahl zwischen einer privaten Tour auf einem kleinen Boot, einer Ausfahrt auf stylishen Holzbooten oder einer Spritztour auf einem modernen Katamaran. Ich hab mich für Option drei entschieden.

Der Ruderclub von Buenos Aires An sich gibt es zwei Routen zur Auswahl, eine die rund eine Stunde dauert und eine umfangreichere mit knapp zwei Stunden. Am Tag meines Besuches gibt’s aber nur die kurze Variante, ich vermute die lange bleibt den Wochenendgästen vorbehalten. Der Katamaran hat neben den Sitzplätzen unter Deck auch eine Aussichtsplattform, die heute gut gefüllt ist. Immerhin hat es 36º Celsius, da ist der Fahrtwind eine willkommene Abkühlung.

Blick vom Katamaran Gleich nach dem Ablegen geht’s vorbei am Vergnügungspark und hinein in eine Seitenarm des Rio Paraná. Am Ufer tauchen dabei immer wieder Gebäude auf Stelzen auf – manche Wochenendhäuser, viele Pensionen oder Hostels. Auf Stelzen wird hier deshalb gebaut, weil das Delta regelmäßig geflutet wird. Anstelle eines Carports sieht man hier vor den Häusern Anlegeplätze für’s Boot. Diese haben auch einen Aufzug, damit man das Boot im trockenen lagern kann.

Daneben gibt’s auch noch den einen oder anderen Schiffsfriedhof, wo man ausrangierten Schiffen beim Rosten zusehen kann. Generell schaut das Wasser nicht sehr einladend aus, trotzdem finden sich in den flachen Bereichen einige Badegäste.
Doch auch abseits vom Wasser gibt’s in Tigre Dinge zu sehen. So etwa einige Museen, ein Casino sowie einen Markt, auf dem hauptsächlich Früchte gehandelt werden. Kein Wunder, dass der Ort bei den Einwohnern von Buenos Aires so beliebt ist.






Weitere Impressionen -
Der Straßenmarkt von San Telmo

San Telmo ist, gemeinsam mit La Boca, eines der Gründungsviertel von Buenos Aires. Obwohl der Stadtteil nur 1,3km² groß ist gibt es hier einiges zu sehen. Vor allem wer auf Antiquitäten steht kommt voll auf seine Kosten. Doch auch eine Markthalle mit Gastro-Bereich lädt zum Verweilen ein.
Richtig rund geht es hier aber immer Sonntags. Von der nördlichen Grenze am Plaza de Mayo bis zum südlichen Eck am Plaza Dorrego ist die Straße mit Marktständen zugepflastert. Als ich gegen 13 Uhr am Start ankomme ist der Markt gut besucht, Menschenmassen wälzen sich durch die Straßen.

Ein Großteil der Menschen verkauft selbst hergestellte Dinge. Neben Schmuck, Kunstwerken und Kleidungsstücken findet man auch ausgefallene Sachen. Gehäkelte Stofftiere, Ledermasken oder Geldbörsen aus alten Audio-Kassetten sind nur einige davon.
Je weiter man in den Süden vorstösst, desto anders werden auch die angebotenen Waren. Jetzt sind es hauptsächlich Antiquitäten und Sammlerstücke, welche die Besucher in ihren Bann ziehen. Silberbesteck, altes Porzellan, Briefmarken, Münzen und sogar alte Sodaflaschen lassen sich hier finden.

Und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Zwischen den Ständen findet man immer wieder Berge von Orangen – den Saft gibt es hier stilecht handgepresst. Auch Snacks wie Empanadas oder selbst gemachtes Eis tragen zur Stärkung bei. Unterm Strich auf jeden Fall eine Empfehlung für einen gemütlichen Sonntag Nachmittag.

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Buenos Aires – eine Stadt auf der Suche nach ihrer Identität

Buenos Aires ist nicht nur die Hauptstadt von Argentinien, sondern auch das kulturelle, politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Rund drei Millionen Menschen leben innerhalb der Stadtgrenze, inklusive Umland sind es sogar dreizehn Millionen. Dementsprechend gibt es hier viel zu sehen, mehr als man an einem Tag bzw. mit einer Tour erkunden kann. Deshalb hab ich mich an zwei unterschiedlichen Tagen mit Buenos Aires Free Walks daran gemacht, diese Stadt näher kennen zu lernen.

Blick auf den Stadtteil Retiro Richtung Süden Was hier in der Stadt als erstes auffällt – die Straßen sind nach einem Schachbrettmuster organisiert, was die Navigation zu Fuß sehr einfach macht. Mit dem Auto ist das schon ein wenig komplizierter, da ein Großteil der Straßen Einbahnen sind. An den Ecken der rund 100 Mal 100 Meter messenden Blöcke finden sich oft Minimärkte, die auch spät Nachts noch geöffnet sind.
Mitten durch die Innenstadt verläuft die Avenida 9 de Julio, eine der Hauptverkehrsadern. Der Bau dieser, nach dem argentinischen Unabhängigkeitstag benannten Prachtstraße, wurde 1935 begonnen, der letzte Teil wurde 1980 fertiggestellt. Um Platz für die Straße zu schaffen wurden knapp 40 Häuserblocks abgerissen. Die Straße ist rund 140m breit, inklusive eigener Spuren für die Stadtbusse. Somit gilt sie als die breiteste Straße der welt. Zum überqueren muss man mindestens zwei Grünphasen einplanen, es gibt aber ausreichend Verkehrsinseln zum warten.

Der Obelisk von Buenos Aires Natürlich befinden sich entlang der Avenida 9 de Julio auch etliche Sehenswürdigkeiten. So etwa der Obelisk von Buenos Aires, der im Jahr 1936 zum 400 Jahr Jubiläum der Stadtgründung errichtet wurde. Oder das bekannteste Opernhaus der Stadt, das Teatro Colón. Die Theatersaison startet im März, bis dahin wird das Gebäude als COVID Test- und Impfstation genutzt.

Teatro Colón Gekreuzt wird die Avenida 9 de Julio von einer weiteren Prachtstraße, der Avenida de Mayo. An deren Ende liegt der Plaza de Mayo, der Hauptplatz der Stadt. Hier hat nicht nur der Präsident Argentiniens seinen Amtssitz, man findet auch die Kathedrale, das Rathaus sowie die Nationalbank. Gleichzeitig ist der Plaza de Mayo regelmäßig Schauplatz von Protesten, Demonstrationen und Kundgebungen. Da diese nicht immer friedlich verlaufen sind alle Regierungsgebäude eingezäunt.





Rund zwei Kilometer westlich befindet sich ein weiteres imposantes Gebäude, der argentinische Nationalkongress. Hier versehen die argentinischen Abgeordneten sowie der Senat ihren Dienst.

Der argentinische Nationalkongress Auf dem Weg dorthin passiert man unzählige weitere Bauten, die man so sicherlich auch in europäischen Städten finden kann. Ein Gebäude das dennoch heraussticht ist der Palacio Barolo. Heute ein prestigeträchtiges Bürogebäude, früher das höchste Gebäude in ganz Südamerika. Das 100 Meter hohe Haus ist dabei ganz nach der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri ausgerichtet. Keller und Erdgeschoss bilden die Hölle nach, die Stockwerke 1 bis 14 das Fegefeuer. Ab Stockwerk 15 ist man im Himmel angelangt, allerdings gibt es keine Aufzüge die aus dem Erdgeschoß direkt dahin führen – im 14. Stock heisst es umsteigen. Gekrönt wird das ganze von einem Leuchtturm, den man angeblich noch im benachbarten Uruguay sehen kann.

Palacio Barolo Ein paar Kilometer weiter nördlich im Stadtteil Recoleta findet man den gleichnamigen Friedhof – Cementerio de la Recolecta. Hier ruhen einige der wichtigsten Figuren der argentinischen Geschichte in imposanten Grabmälern. Unter ihnen auch Eva Perón, die ehemalige First Lady Argentiniens. War ihr kurzes Leben bereits außergewöhnlich, so setzt ihr Tod und was danach passierte noch einen drauf. Einbalsamiert und in einem Glassarg zur Schau gestellt, nach einem Militärputsch nach Europa entführt und unter falschem Namen in Mailand bestattet, sowie nach 21 Jahren wieder nach Buenos Aires überführt und in der Familiengruft beigesetzt. Der Grund dafür – die enorme beliebtheit von Evita war und ist vielen politischen Gegnern ein Dorn im Auge.





Was hat das jetzt alles mit der Suche nach Identität zu tun? Nach der erstmaligen Gründung der Stadt im Jahr 1536 war Buenos Aires über Jahrhunderte relativ unbedeutend. Erst mit der Unabhängigkeit Argentiniens zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewann die Stadt an Bedeutung – zum Ende des Jahrhunderts war Buenos Aires die größte und reichste Stadt Südamerikas. Um diesen Reichtum zur Schau zu stellen, wurde den großen europäischen Vorbildern wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland nachgeeifert. Das führte dazu, das viele der hier neu errichteten Gebäude einen Stil aufweisen, der in Europa schon längst nicht mehr „in“ war. So findet man hier in einem Block Häuser im Stil des Barock, Neoklassizissmus oder antiker griechischen Bauten. Manchmal wurde sogar versucht verschiedene Stile in einem Gebäude zu vereinen.
Eine verschachtelte Altstadt mit engen Gassen sucht man hier vergeblich. Viel mehr scheint es als wurde am Reissbrett eine Stadt entworfen, welche die architektonischen und kulturellen Highlights Europas in sich vereint. Und genau das macht Buenos Aires aus – dieser Mix aus Pariser Flair, einem Dialekt der an Italien erinnert und gleichzeitig modernen Hochhäusern wie in London oder Moskau, das habe ich sonst noch nirgendwo erlebt.
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Der blaue Markt Argentiniens

Seit vielen Jahren zählt Argentinien zu den Ländern mit der weltweit höchsten Inflationsrate. Allein im Jahr 2021 verlor der argentinische Peso mehr als 50% seiner Kaufkraft. Hinzu kommt, das vielen Menschen hier die argentinische Finanzkrise Anfang des Jahrtausends nur zu gut in Erinnerung ist.
Daher versuchen viele Menschen ihr Geld in Sicherheit zu bringen, indem sie es gegen stabilere Währungen wie Euro oder US-Dollar tauschen. Das machen sie mit teils heftigen Abschlägen, wodurch sich parallel zum offiziellen Wechselkurs ein zweiter etabliert hat – genannt Blue Dollar bzw. Blue Euro.
Eine Möglichkeit davon zu profitieren ist, seine mitgebrachten Dollars und Euros bei Straßenhändlern zu tauschen. Diese findet man hier im Zentrum der Stadt an fast jeder Ecke. Anstelle des offiziellen Wechselkurses von einem Euro zu 120 Pesos bekommt man so rund 230 Pesos für den Euro – fast das doppelte.
Wem das aber ein wenig zwielichtig vorkommt oder kein Bargeld aus der Heimat mitgebracht hat, keine Sorge – es gibt nämlich eine noch bessere Option. Western Union bietet einen Kurs von einem Euro zu 250 Pesos an, also sogar mehr als das doppelte. Alles was man dazu tun muss, ist, sich via Western Union selbst Geld zu schicken. Das geht mittels App, vom heimischen Konto aus oder via Kreditkarte. Danach ab zur nächsten Western Union Filiale, mit dutzenden anderen Touristen in der Schlange anstehen und nach einer halben Stunde hält man seine Pesos in der Hand.

Einer der vielen Western Union Standorte in Buenos Aires Somit kostet alles, was man danach in Bar bezahlt, nur die Hälfte. Das ist gerade hier im Zentrum der Stadt praktisch, da es die Preise in den Cafés und Restaurants in sich haben. Für ein Frühstück sind pro Person schnell Mal 1000 Pesos weg, für ein Abendessen 2-3000. Rechnet man das mit dem offiziellen Kurs um, sind das Preise, mit denen man auch in Österreich gut dabei ist.
Für Touristen gut, für viele Einheimische aber eine Katastrophe. In noch kaum einem anderen Land der Welt hab ich derart viele Obdachlose Menschen gesehen wie hier in Buenos Aires. Man kann nur hoffen, das Argentinien seine Finanzen endlich in Ordnung bringen kann. Doch wenn man mit den Einheimischen spricht, scheint das eine Herkulesaufgabe zu sein, zu tief verwurzelt ist das Misstrauen der Bevölkerung in die Regierung und die eigene Währung.
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La Boca – das bunteste Viertel Buenos Aires‘

Heute ist La Boca einer der berühmtesten Stadtteile von Buenos Aires und bei Touristen sehr beliebt. Um herauszufinden wie es dazu kam und weshalb das Viertel im Südwesten der Stadt so beliebt ist, habe ich es bei einer Tour näher erkundet.
Meine Tour startet um 11:00 Uhr, perfekt um vorher noch direkt Vorort zu frühstücken. In dem Café fallen mir gleich mehrere Dinge auf. Im Gegensatz zu den Lokalen in der Innenstadt bin ich der einzige Tourist, die anderen Gäste sind Pensionisten sowie Straßenkünstler, die sich für den Ansturm der Gäste stärken. Gleichzeitig sind auch die Preise hier um einiges günstiger, mein Kaffee mit drei Facturas (kleinen Kipferl) kostet umgerechnet einen Euro. Und der Fussball ist hier so etwas wie eine Religion.

Die Brücke(n) Nicolás Avellaneda Startpunkt der Tour ist jener Ort, der dem Bezirk den Namen gegeben hat. La Boca bedeutet auf deutsch Der Mund, genau hier mündet nämlich der Fluss Riachuelo in den Rio de la Plata. Denn Buenos Aires liegt gar nicht am Meer, sondern an einer der breitesten Flussmündungen der Welt, dort wo der Rio de la Plata und Rio Uruguay zusammentreffen.
Hier in La Boca sind im 19. und 20. Jahrhundert unzählige Einwanderer aus Europa gelandet, angelockt vom Versprechen nach Land und Reichtum. Und hier steht auch eines der Wahrzeichen des Viertels, zwei Brücken, die nach dem früheren Präsidenten Nicolás Avellaneda benannt wurden. Diese Schwebefähren sind die einzigen ihrer Art außerhalb von Europa.

Die Flussmündung des Riachuelo Die Gewässer rund um La Boca galten für lange Zeit als einige der schmutzigsten der Welt. Seit rund 10 Jahren wird die Verschmutzung intensiv bekämpft, doch auch heute finden sich im Wasser noch Bakterien, die ein Schwimmen darin unmöglich machen.
Direkt hier an der Mündung steht auch die Statue eines der berühmtesten Söhne von La Boca. Benito Quinquela Martín, ein Maler, der seine Kunstwerke mit einer Spachtel schuf. Selbst ein Waise, nutzte er sein durch die Kunst angehäuftes Vermögen um Schulen und Krankenhäuser zu finanzieren.

Benito Quinquela Martín Dann geht es in das Herz von La Boca, den Caminito, eine Straße und Open Air Museum zugleich. In dieser, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen, Passage findet man noch die traditionellen Gebäude vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Ähnlich wie in Valparaíso aus Verpackungsmaterial der unzähligen Schiffe, welche zu dieser Zeit im Hafen von La Boca anlegten, erbaut. Zu seiner Hochzeit war La Boca nach New York der wichtigste Atlantikhafen am Amerikanischen Kontinent.

Ein Innenhof im Caminito Hier finde ich auch einige Straßenkünstler aus dem Café wieder. In voller Tango-Montour stehen sie bereit für einen Tanz oder Fotos mit den Touristen. Das kommt nicht von ungefähr, so soll der Tango doch in diesen Straßen geboren worden sein. Einwanderer aus unterschiedlichsten europäischen Regionen, die hier auf engstem Raum lebten und gemeinsam musizierten, dazu afrikanische Rhythmen und fertig war ein Stück lateinamerikanische Lebensfreude.
Zum Reichtum haben es nur sehr wenige der Einwanderer gebracht. Denn in der Besessenheit darauf, die europäischen Trends nachzubilden, hat man irgendwann den Anschluss verpasst. Schon lange laufen die Schiffe nicht mehr La Boca an, sondern den neuen, modernen Hafen ein paar Kilometer weiter nördlich. So gibt es hier heute, abseits vom Tourismus, kaum Jobs. Unser Tour Guide gibt uns an dieser Stelle mit, das es besser ist das Viertel vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen.

Doch trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sind die Straßen farbenfroh wie sonst kaum irgendwo. Doch auch gesellschaftskritische Streetart gibt es hier zu Hauf. So etwa ein Mural, welches an die während der letzten Militärdiktatur verschwundenen Menschen erinnert:

Und auch die Feuerwehr hat hier einen sehr hohen Stellenwert. Da die Gebäude in La Boca fast ausschließlich aus Holz bestanden, war eine effiziente Feuerwehr wichtig um Katastrophen zu verhindern. Noch heute zollt man allen Mitgliedern der Feuerwehr großen Respekt:

Einer der hier in La Boca auch nicht fehlen darf ist der argentinische Fussballgott Diego Maradona. Sein Club, die Boca Juniors, ist unzertrennlich mit dem Stadtteil verbunden. Nur passend, das unsere Tour am Stadion endet. La Bombonera, die Pralinenschachtel, laut Pelé das einzige Stadion in dem man sich mehr davor fürchtet zu gewinnen als zu verlieren. Auch wenn das Stadion, wie so viele Orte hier in La Boca, sicher schon bessere Zeiten gesehen hat, ein imposanter Anblick.








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Buenos días aus Buenos Aires

Nach knapp vier Wochen in Chile ist es an der Zeit meine Zelte hier abzubrechen und weiter zu ziehen. Mein Ziel ist Argentinien, wie so vieles in diesen Monaten macht COVID die Sache aber etwas komplizierter.
Keiner weiß so genau was jetzt wirklich gilt. Auf der Website der Argentinischen Behörden und auch der meiner Fluglinie steht, dass seit Ende Jänner kein PCR Test mehr notwendig ist, wenn man vorher zwei Wochen durchgehend in einem Nachbarland Argentiniens war. Soll mir Recht sein, in San Pedro ist es quasi eh unmöglich innerhalb von 72 Stunde ein PCR Testergebnis zu erhalten.
Doch die Dame am check-in sieht das anders, ohne PCR kein Boarding. Somit bleibt mir nix anderes übrig als auf den nächsten Tag umzubuchen und mich auf die Suche nach einem PCR Superschnellest zu machen. Zum Glück kennt mein Taxler eine Teststrasse, die verlässlich innerhalb von 6 Stunden ein Ergebnis liefert. Das ist zum Glück negativ und so darf ich am nächsten Tag nach Argentinien einreisen.
Mein Ziel ist die Hauptstadt Buenos Aires, wo ich auch Mal zumindest zehn Tage bleiben werde. Seit ich Santiago verlassen hab ging’s im Dreitagesrhythmus zu neuen Schauplätzen, jetzt ist Mal Zeit ein wenig zu entspannen. Zu sehen und erleben gibt’s hier, im Paris des Südens, auch jede Menge. Also keine Angst, ich werd euch auch in den nächsten Wochen auf dem laufenden halten.

Meine Unterkunft für die nächsten 10 Tage -
Sterndal schaun

Kaum irgendwo auf der Welt sind die Voraussetzungen für astronomische Beobachtungen so ideal wie hier in der Atacama Wüste. An 300 Tagen im Jahr gibt es Sonnenschein, die Luft ist so trocken das kaum ein Wassertropfen die Beobachtung stört und nachdem hier kaum Menschen leben ist die Lichtverschmutzung sehr gering. Kombiniert mit der großen Seehöhe ideal für Radioteleskope wie das ALMA, welches man hier auf 5000 Metern findet.

Der Sternenhimmel – ohne Stativ leider kaum sichtbar zu fotografieren Doch auch mit herkömmlichen Teleskopen lässt sich ein spektakulärer Blick auf unser Universum werfen. Kaum verwunderlich, dass die Ausflüge zur Sternenbeobachtung das absolute Highlight hier sind. Um 21:00 Uhr, die Sonne ist gerade untergegangen, machen wir uns auf den Weg zu einem 15 Minuten außerhalb von San Pedro liegenden Open Air Planetarium.
Zu Beginn erklärt uns ein Astronom welche Konstellationen heute zu sehen sind. Spannend ist, dass die aus Europa bekannten Sternbilder hier auf der Südhalbkugel alle auf dem Kopf stehen. Andere Sterne sind gar nicht zu sehen – anstelle des Polarsterns gibt’s hier das Kreuz des Südens. Dafür ist die Milchstraße mit freiem Auge sehr gut zu sehen, ein Anblick bei dem man sich bewusst wird wie klein unsere Welt im kosmischen Kontext doch ist.

Beim sterndal schaun, im Hintergrund ein Arm der Milchstraße Nächster Programmpunkt ist ein Fotoshooting mit der Milchstraße im Hintergrund. Nach einem Glas chilenischen Wein sind wir dann endlich selbst an der Reihe und dürfen durch neun unterschiedliche Teleskope einen Blick ins All werfen.

Auf ihren Wein sind die Chilenen sehr stolz Kurz vor Mitternacht geht’s zurück ins Hostel. Dort wird, wie auch schon die Nacht zuvor, noch Karten gespielt. Cara de caca, ein bei chilenischen Studenten beliebtes Spiel hat es uns angetan. Schon irgendwie lustig, als Österreicher hat man sonst nicht oft die Gelegenheit mit einem Studenten aus Chile und zwei Mädels aus Brasilien und den USA durch die Nacht zu zocken. Die Welt is halt wirklich klein. Gut das ich für morgen keine Tour gebucht hab 🙂
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Ein atemberaubender Ausflug in die Wüste

Auch wenn San Pedro de Atacama schon auf stolzen 2500m liegt gibt es hier viele Ausflugsziele, wo es noch um einiges höher hinausgeht. Den Besuch einer dieser Sehenswürdigkeiten habe ich für den zweiten Tag geplant. Es soll zum Géiser del Tatio gehen, einem Vulkan bei dem auf 4200m Seehöhe früh am Morgen Geysiere bewundert werden können.
Leider wird die Tour kurzfristig abgesagt – Mitarbeiter im Nationalpark haben sich mit COVID infiziert, weshalb der Vulkan bis auf weiteres geschlossen bleibt. Es ist leider nicht die einzige Attraktion in der Atacama Wüste, welche der Pandemie zum Opfer fällt. Auch das Valle de la luna, eine mondähnliche Wüstenlandschaft, ist geschlossen. Als Alternative geht es auf die Ruta de los Salares, eine ganztägige Rundfahrt durch die Wüste, bis hin zu den Grenzen mit Bolivien und Argentinien.
Um 08:00 geht’s los und es geht gleich stetig bergauf, man merkt das auch dem Bus die Luft ein wenig wegbleibt. Erster Stop ist ein Aussichtspunkt auf den Vulkan Licancabur. Der knapp 6000 Meter hohe Vulkan ist zwar auch von San Pedro aus gut zu sehen, von hier sieht man aber erst wie massiv er ist. Während wir etwas Frühstücken können wir auch die Fauna beobachten. Neben Flamingos, welche die über die Route verstreuten Lagunen beheimaten, gibt’s auch Lamas, Guanakos und ihre kleineren Verwandten die Vicuñas zu sehen.




Weiter geht es über eine Passhöhe bis auf 4800 Meter. Hier spürt man dann doch, dass die Luft dünner ist – vor allem wenn auch noch Schutzmasken getragen werden müssen. Im weiteren Verlauf de Tour besuchen wir, wie der Name schon verrät, einige Salzseen sowie eine Hochebene, auf der über Jahrtausende verwitterte Steinsäulen zu sehen sind. Eine davon soll den chilenischen Schriftsteller Pablo Neruda darstellen.





Gegen 15:00 Uhr sind wir dann wieder in San Pedro, genau richtig um für die am Abend anstehende Tour auszurasten. Dazu aber beim nächsten Mal mehr.
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San Pedro de Atacama – Willkommen am Mars

Nach mehr als einer Woche in Patagonien könnte die nächste Station meiner Reise kaum unterschiedlicher sein. Anstelle von Gletschern, Seen und grünen Wiesen finde ich mich in einer der trockensten Regionen der Welt wieder. Hier in der Atacama Wüste im Norden Chiles gibt es Orte, in denen schon seit Jahrzehnten kein Regen mehr registriert wurde.

Eine Salzwüste Menschen leben hier nur in den vereinzelten Oasen Dörfern und eines dieser Dörfer ist auch meine Wüstenbasis für die nächsten vier Tage. Die Gemeinde San Pedro de Atacama umfasst mehrere kleinere Siedlungen mit insgesamt 10.000 Einwohnern. Der Hauptort San Pedro hat nur rund 2000 Einwohner, hinzu kommen wohl nochmal so viele Touristen. Auch bei Chilenen selbst ist der auf ca. 2500m Seehöhe liegende Ort ein beliebtes Urlaubsziel.
Zu sehen gibt es hier jede Menge. Da wären einerseits die Salzseen, die man rund um die Oase finden kann. Einige dieser Lagunen können auch zum Baden genutzt werden, wie etwa die Lagunas escondidas de Baltinache. Im Zuge einer organisierten Tour geht es eine gute Stunde über Schotterstraßen in die Wüste. Die dabei am Fenster vorbeiziehende Gegend erinnert an die Bilder, welche von den Mars Rovern aufgenommen wurden.

Fast wie am Mars Am Ziel angekommen findet man sieben Lagunen, von denen in zwei gebadet werden darf. Das strahlend türkise Wasser ist recht frisch, ideal als Abkühlung. Der Salzgehalt hier ist höher als im Toten Meer, was es fast unmöglich macht aufrecht im Wasser zu stehen. Mehr als 20 Minuten sollte man deshalb aus Gesundheitsgründen nicht im Wasser bleiben. Nach dem Bad sieht man die hohe Salzkonzentration auch am eigenen Körper. Ist das Wasser getrocknet belibt eine weiße Salzschicht übrig, daher muss nach dem Bad unbedingt nochmal geduscht werden.





Neben einem Bad in der Lagune gibt es in San Pedro noch einiges mehr zu sehen und erleben. Davon erzähle ich euch dann beim nächsten Mal.
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Nationalpark Torres del Paine oder Servas die Wadln

Die Region Patagonien kann mit unzähligen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Das unumstrittene Kronjuwel, zumindest auf chilenischer Seite, ist der Nationalpark Torres del Paine. Jährlich lockt der 1959 gegründete Park hunderttausende Besucher an.
Im Park gibt es zwei populäre, mehrtägige Wanderungen. Einerseits den O-Trek, der einmal rund um den Park führt, sowie den W-Trek, welcher den südlichen Teil des Parks abdeckt. Übernachten kann man auf der 7 bzw. 4 tägigen Wanderung im Zelt oder in einem Refugio, quasi einer Schutzhütte. Die Plätze sind stark begrenzt und für die Hochsaison von Dezember bis März schon Monate zuvor ausgebucht.

Blick auf die Torres vom Eingang des Parks Eine beliebte Variante den Park zu besuchen ist deshalb ein Tagesausflug aus dem benachbarten Puerto Natales. Von hier aus fahren täglich mehrere Busse zum Park und retour, die Fahrt selbst dauert knapp zwei Stunden. Deshalb heißt es einmal mehr früh aufstehen, um gleich mit dem ersten Bus um 07:00 zum Park zu fahren. Wenn man den letzten Bus zurück nach Puerto Natales um 19:30 anpeilt bleiben so gut 10 Stunden Zeit um den Park zu erkunden.
Ideal für eine Wanderung zum Mirador las Torres, eine mit 8 Stunden Gehzeit veranschlagte Tour zu einem der atemberaubendsten Ausblicken im Nationalpark. Rund 9km und 900 Höhenmeter sind je Richtung zu überwinden, um den Fuß der namensgebenden Granitnadeln zu erreichen.

Wegweiser Den ersten Kilometer geht es eher gemütlich los, doch schon bald fängt der Weg kontinuierlich an zu steigen. Über rund 350 Höhenmeter geht es zur ersten Bergwertung am Paso del Viento. Dieser macht seinem Namen alle Ehre, es weht ein angenehmer Wind. Da es heute sehr warm ist und der Weg bisher kaum Schatten zu bieten hatte eine willkommene Abkühlung. Von diesem Punkt hat man zudem einen spektakulären Ausblick auf den bereits zurückgelegten Weg und die kommende Herausforderung.




Zuerst geht’s aber erst Mal ein Stück hinab zum Refugio Chileno. Hier gibt es neben einem Campingplatz auch einen Minimarkt sowie eine Gastwirtschaft samt Sonnenterrasse. Ich mach eine kurze Pause, fülle meine Wasserflasche und mach mich auf zum wohl angenehmsten Teil der Wanderung. Von hier aus geht es in einen Wald, endlich ein wenig Schatten. Stetig geht es bergauf, hinweg über etliche Holzbrücken – Wassermangel gibt es hier im Park keinen.




Nach gut einer Stunde geht der Wald zu Ende und ich komme zum anstrengendsten Teil des Weges. Über große Steine geht es relativ steil nach oben. Hier braucht man neben Kondition auch eine Menge Trittsicherheit. Liegt der erste Teil des Aufstiegs noch im Schatten geht’s schon bald hinaus in die pralle Mittagssonne. Die letzten 500 Meter sind eine Qual, doch das sich danach zeigende Panorama ist es Wert.




Die massiven Türme ragen in den strahlend blauen Himmel. Dabei machen Sie ihrem Namen alle Ehre, heißen die Torres in der Sprache der Ureinwohner doch Türme des blauen Himmels.




Hier ist erstmal eine längere Pause angesagt, bevor es den gleichen Weg zurück geht. Um 19:00 bin ich wieder beim Bus, kauf mir im Welcome Center noch zwei Bier für die Heimfahrt und mache mich auf den Weg zurück nach Puerto Natales.