Nicht weit entfernt von Rio de Janeiro liegt eine weitere Megastadt, die von vielen Touristen ignoriert wird. Dabei kommt man, wenn man Brasilien mit dem Flugzeug bereist, fast zwangsläufig mit ihr in Berührung. Die Rede ist von São Paolo, dem industriellen, finanziellen und kulturellen Zentrum des Landes. Mit mehr als 12 Millionen Einwohnern ist sie die größte Stadt Brasiliens und eine der größten Metropolregionen der Welt. Gleichzeitig ist die Stadt einer der Hauptverkehrsknoten des Landes.

Nachdem ich bei allen meinen Flügen in Brasilien hier zwischengelandet bin, hab ich mich dazu entschieden einen etwas längeren Layover einzulegen und zwei Tage in Sao Paolo zu bleiben. Leider habe ich niemanden gefunden, der eine Walking Tour durch die Straßen der Stadt anbietet – auch ein Zeichen dafür, dass der Tourismus hier nicht oberste Priorität hat. Somit hab ich mir als Plan B auf Google Maps die besten Sehenswürdigkeiten herausgesucht und meine eigene Tour gestartet.

Mein Startpunkt war die Kathedrale der Stadt. Während diese sowohl von außen als auch innen beeindruckt, wird hier gleich ein großes Problem der Stadt offensichtlich. Rundherum tummeln sich hunderte Obdachlose und zahllose streunende Hunde, alles ist verdreckt. Auch wenn die Polizei anwesend ist – hundertprozentig sicher fühle ich mich nicht. Der Anblick wiederholt sich an anderen Stellen der Stadt, die Armut vieler Menschen ist hier um einiges offensichtlicher als etwa in Rio.

Weiter geht mein Spaziergang durch das Finanzviertel der Stadt. Dieses ist übersäht mit imposanten Hochhäusern, die meisten Menschen hier tragen Anzug statt Flip-Flops. Ein Stück weiter gibt es eine Straßenmarkt, wo es von Früchten über Kleidung bis hin zu Elektronik alles zu kaufen gibt. Dann komme ich zu einem interessanten Einkaufszentrum. Hier gibt es alles, was das Rock- und Metal-Herz höher schlagen lässt. Auf drei Stockwerken gibt es Bandshirts, CDs und Schallplatten sowie dutzende Tattoo und Piercing Studios.

Als Kulturstadt darf natürlich auch ein Theater nicht fehlen. Deshalb ist mein nächster Stopp das Theater Municipal, welches von den italienischen Opernhäusern inspiriert wurde. Generell wirkt São Paolo sehr kosmopolitisch, was auch an den vielen Einwanderen aus aller Welt liegen mag. Neben Europäern findet man hier vor allem Menschen aus Japan, China und Korea.

Wie überall in Brasilien ist Fußball auch in São Paolo Sport Nummer eins. Doch die Stadt kann auch auf eine bewegte Motorsportgeschichte, vor allem in der Formel 1 zurück blicken. Auf der Rennstrecke im Stadtteil Interlagos findet jährlich ein Rennen statt und neben Felipe Massa und Rubens Barrichello wurde auch Ayrton Senna hier geboren.

So geht meine Tour zu Ende und ich habe das Gefühl nur an der Oberfläche gekratzt zu haben. São Paolo hat definitiv mehr zu bieten als nur seine Flughäfen und Bahnhöfe, bei meinem nächsten Zwischenstopp hier werd ich wohl wieder ein paar Tage bleiben.